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Turbokarte A1200 defekt

Reparatur Apollo 1260. Da nicht ersichtlich ist was kaputt sein könnte, bleibt nur die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Jedenfall habe ich sie mal an mein Testboard Rev 2b angeschlossen mit RAM und das Bild blieb schwarz. Ohne RAM auch.

Was mir zuerst aufgefallen ist, dass viele Lötstellen nicht gerade perfekt aussehen. Auch stellte ich fest das der Oszi falsch herum drauf saß und auch recht locker sitzt. Unter Umständen ist der mal abgefallen und die 68060 ist durchgebrannt. Aber äußerlich ist da nicht viel zu sehen.

Wie kann ich den Prozzi auf Funktion testen? Durchmessen? Das zugehörige EEPROM müsste da auch getestet werden, da ich kein Gerät dafür habe. Gibt es Schaltpläne zu der Karte? Hab noch keine finden können.

Gibt es noch Sockel für die Oszi? Der alte Sockel hält den Oszi überhaupt nicht. Daher ist der schon mal raus geflogen. Habt ihr noch weitere Tipps für mich? Worauf soll ich achten? Baustelle


Naja, bei dieser Karte geht es relativ einfach, weil vieles gesockelt ist.

Und wer jetzt wirklich wissen will wie man eine undokumentierte Hardware wieder an den Start bringen kann und das Ganze auch noch mit Hausmittelchen der kann jetzt gerne weiterlesen.

Hier mal aus dem Stand runtergeschrieben:

btw: Ein Amiga 1200 mit Rev. 2b ist kein guter Test. Manche Turbokarten machen damit Ärger. Ich würde die Karte zunächst mal in einer Rev. 1d4 oder 1d1 testen. Er wenn sich hier das gleiche Fehlerbild ergibt, kann man davon ausgehen, dass die Karte defekt ist. Bitte aber vorher den Oszillator richtig einsetzen Hab gehört, dass soll Wunder bewirken.

Sollte die Karte also definitiv defekt sein, dann kann man jetzt gemütlich weiterlesen.

Also ich würde folgendermaßen vorgehen:

- CPU, EPROM, Oszillator und beide MACH Chips raus

- A1200 Kontaktleiste für den Trapdoorslot mit einen Radierstift oder Glasfaserstift abreiben (bei letzteren bitte nur mit sanftem Druck, bis die Kontakte sauber sind. Übt man zu viel Druck aus, nimmt man die Kontaktbeschichtung mit runter. Das ist zwar kein Drama, aber diese blanken Kontakte müssen dann chemisch behandelt werden, sonst korrodieren die Kontakte schon wieder, wenn jemand nur auf die Klospülung drückt.

- Kontaktbuchse der Turbokarte mit Kontakt WL üppig aussprühen und mit einen kurzhaarigen Pinsel abschrubben.

- Alles trockenen lassen

- Nun muss man den Turbokarten Platinenstecker prüfen. Er hat einen Steg im ersten Drittel, der eine Verpolung verhindern soll. Manchmal kommt es vor, dass dieser Steg abgebrochen ist. Wenn dann auch noch die Seitenstege der Karte defekt oder ausgenudelt sind, kann es passieren, dass die Kontaktzungen der TK nicht auf den vorgesehenen Platinenkontakt landen, sondern leicht versetzte zwischen zwei Platinenkontakte aufsetzt; Kurzschluss, schlecht! Darüber hinaus sollte man sich die Mühe machen und mit einen Ohm-o-Meter (nicht nur Durchgangspiepser, sondern kleinster Messbereich zur Widerstandsmessung) messen, ob die Platinenseite vom Stecker auf der Turbokarte tatsächlich guten Kontakt zum Amigaboard hat. Grund hierfür ist, dass ein Messgerät mit sehr wenig Strom misst und deswegen Übergangswiderstände schlecht messbar sind. Wenn man also einen Kontakt findet, der auch nur 1-2 Ohm abweicht, kann das schon ein Hinweis für einen schlechten oder Wackelkontakt sein. Da die meisten Steckkontakte hochfrequente Signale führen, ist das problematisch. Und wer in der Schule aufgepasst hat weiß: Je hoher die Frequenz, desto grösser der Widerstand Ist bei Frauen, glaub ich, auch so. Ich weiß, dass ist zeitaufwendig, aber manchmal kommt es vor, dass Kontakte nicht mehr 100% ok sind oder der TK Stecker sich verformt hat. Das führt dann zu Effekten wie: Totalausfall, Abstürze, Klopfempfindlichkeit oder auch dass die TK an einem Amiga läuft und am anderen wiederum nicht.

- Nun den Amiga mit der eingesteckten TK einschalten und prüfen ob Chips heiß werden (vor allem die bidirektionalen Bustreiber). Wenn nach 15 - 30 Minuten keine signifikante Erwärmung der Chips bemerkbar ist, ist das schon mal gut. Das heißt zwar nicht, dass alle Chips intakt sind, aber es gibt zumindest keinen massiven Kurzschluss. Das ist nämlich die Grundlage für alle weiteren Punkte dieses Monologes.

- Nun würde ich zunächst die Karte wieder vollständig bestücken und einen Funktionstest machen. Evtl. gab es ja nur ein Kontaktproblem. Davon ausgehend, dass sich weiter nichts tut, also weiter im Text:

- Prüfen ob + 5 Volt auf der Karte ok ist.

- Prüfe ob der Power-on-reset bis zum 060er vordringt

- Prüfen ob der Taktschaltkreis funktioniert. Zunächst am Oszillator und dann auch bei dem 74F74 Flip-Flop, das wahrscheinlich als Taktteiler dort eingesetzt ist. das geht entweder mit einen Oszil-loskop oder Frequenzzähler. Zur Not tut es auch ein TTL Prüfstift, das muss dann aber schon ein ordentlicher sein.

- Das Eprom ist relativ leicht zu prüfen, wenn man einen Eprom Programmer hat. Einfach auslesen und sehen, ob sinnvoller Inhalt im Klartext zu sehen ist. Besser wäre es aber, von einem definitven intakten Eprom auszulesen und zu vergleichen. Da es Versionsunterschiede geben wird, ist das natürlich schwierig. In diesem Fall würde ich das zu prüfende Eprom löschen und mit Hilfe des „known-good“ neu programmieren.

- Tja, die CPU. Wenn die TK keinen Muchs mehr von sich gibt oder zumindest nichts, was für Normalsterbliche sichtbar ist, dann kann man einfach die CPU gegen eine andere tauschen, die auch „known-good“ ist. Hilft zwar nichts, wenn danach immer noch nicht geht, nur kann man dann aber ca. 95% der Gesamtschaltung TK als defekt ausschließen Das hilft! Wenn wir bis hierhin immer noch kein Ergebnis haben steigt der Schwierigkeitsgrad spontan auf das 10 fache, weil die Restschaltung wiederum (CPU rausgenommen) zu 98 % aus programmierter Logik besteht (die beiden MACH Chips). Darüber hinaus kommt es oft vor, dass man es mit einem PCB Fehler zu tun hat. So was ist dann manchmal schwer ermittelbar oder hat jemand einen Schaltplan?

Jetzt geht es darum, die einzelnen Baugruppen auf Ihre Funktion zu prüfen. Dumm nur, dass sich wahrscheinlich nichts bewegt (elektrisch betrachtet) und wenn sich etwas tut, z.B. auf einer Datenleitung, dann weiß man ja nicht ob es richtig ist. Und von fehlerhaften Systemen kann man keine korrekte Verhaltensweise ausgehen, die sich am besten noch messen lässt.

Ich gehe davon aus, dass hier keiner das Ding mal eben an einen mindestens 16 oder mehrkanaligen Logic Analyser anschließen kann (außer Jens und Michael ).

Also bewegen wir uns auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, dem digitalen Schaltzustand.

Was bleiben also noch für Baugruppen über:

- Bidirektionale Bustreiber: Das sind ja nur Bustreiber mit ein paar Steuereingänge und Latch (also einen Bitspeicher). Die Logik ist simpel. hier heißt es Datenblatt aus dem Internet runterladen, Pinout anschauen und Logiktabelle peilen.

Ich würde dich Chips nicht aus verdacht rauslöten, sondern auf der Platine testen. Hier heißt es dann, Platine vom Amiga abziehen, CPU, MACH Chips, Eprom, Quarz und ggf. SIMM Modul raus.

Dann liegen die Bustreiber mehr oder weniger offen und man kann mit einem Signalgeber (Messpitze mit Masse) und einen Pegelmessgerät (Multimeter oder Oszilloskop) mal alle 8 Lines je Bustreiber hin und zurück testen. Pull-Up Widerstände nicht vergessen (4,7 - 1 KOhm) und los geht es. Schaltet ein Chip einen oder mehreren Pinne nicht, wird er wohl defekt sein. Bei dieser Gelegenheit kann man auch mal auspiepsen ob die Pinne von den Bustreibern auch irgendwo sinnvoll enden. Die Bustreiber schalten die Datenbits 0 - 31. Diese sind ja im Amiga Schaltplan dokumentiert und das Pinout vom 060er ist auch bekannt. Eine Seite des Bustreibers muss natürlich auf den Datenbits vom Amiga Board auskommen und die andere Seite muss auf der 060er CPU landen. Gibt eine keine Verbindung, sollte man hier eine erhöhte Aufmerksam darauf lenken, denn dann könnte es sein, das eine Leiterbahn unterbrochen ist. Neben den je 8 Treiberpfade je Bustreiber müssen natürlich auch die Steuerleitung gemäß Logitabelle beschaltet werden. Üblicherweise bestimmen diese die Datenrichtung (also welche Pinne Input und Output sind, ob gelachted wird oder ob jetzt gerade tri-state angesagt ist; also weder high noch low; quasi schwingendes Niemandsland). Die Steuerleitungen sind wahrscheinlich mit jedem Bustreiber parallel geschaltet und müssten dann auf einen der Pinne von den beiden MACH Chips landen. Auch das sollte man prüfen.

Das Ganze ist zwar mühselig, aber dafür erspart man der Platine thermische Belastung und abgeris-sene Pads und sich selbst schützt man so vor eigenen Lötfehlern. Merke: Die schlimmsten Fehler sind die, die man sich selbst einbaut.

Nebenbei braucht man dann auch nicht wahllos Ersatzteile zu bestellen. Man verlagert quasi die Zeit für die Ersatzteilbeschaffung auf kreative Bastelarbeit und eigene Erkenntnisbereicherung

Das ganze gibt allerdings keine Rückschluss darüber, ob der Chip auch unter seinen normalen Schal-tungsbedingungen korrekt arbeitet (Thema Frequenz, Busload, Fan-in, Fan-out etc.) aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher geprüfter Chip defekt ist, ist deutlich niedriger.


Ist man dann immer noch nicht auf einen Fehler gestoßen bleiben noch_

- RTC Chip: Dieser hat evtl. ungepufferte Daten- und/oder Adressleitungen die aufgrund eines Defektes das Signal runter ziehen. Das hat schon z.B. so einige A4000 Board zum Erliegen gebracht. Einfach erst mal raus damit und schauen was geht.

- Multiplexer für die DRAM Adress Input (F257). Die würde ich erst mal einfach runterlöten. Dann kann man die auch ausschließen und erspart sich Messerei. Diese sind nicht funktionsrelevant für die CPU. Nur der Fastram SIMM Sockel ist damit außer Funktion. Aber im Moment geht es ja erst mal um die grundsätzliche Funktion der Karte. Wenn die CPU läuft, kann man sich schon mal glücklich schätzen.

- LS245: Den gibt auch noch auf der Karte. Vermutlich puffert dieser einige Steuersignale. Welche weiß ich nicht. Das muss man mal durchpiepsen. Dann kann man erkennen ob der Chip Funktionsrelevant ist. Ich vermute schon. Aber es ist ein einfacher Bustreiber, dessen Funktion man einfach prüfen kann.

- Programmierte Logik: Tjo, und dann waren da noch die MACH Chips. Eine Doku dazu ist mir nicht bekannt. Am einfachsten wäre es, diese auch einer intakten Karte gegenzuprüfen. Das birgt ein gewisses Risiko, weil allein durch anfassen der Chips, so was kaputt gehen kann. Das der Chip die intakte Karte zerstört, ist aus meiner Sicht (sofern er nicht ungewöhnlich warm/heiß wird) gering. Will man das nicht tun, muss man sich mit der Logik einer solchen Karte tiefer auseinander setzen. Ich vermute mal, das der Große die state-machine (oder so was ähnliches) für die CPU sowie Steuerbus Signalanpassung für den Amiga vornimmt und der Kleine für die RAS/CAS Signale für den SIMM Sockel sowie Logik für die RTC macht. Wenn man sich also die Mühe machen will, kann man mal die Leitungen durchpiepsen um festzustellen was für ein Signal dort anliegt. Dann kann man bekannte Pins schon mal auf Funktion prüfen. RAS/CAS und so weiter, sowie einige Steuersignale sollten erkennbar und leicht messbar sein und lassen darauf schließen, dass der Chip grundsätzlich intakt ist und möglicherweise nur einige Pins eine Macke haben. So was bekommt man nur heraus, wenn man weiß was da abgeht (Dokumentation) oder man beschränkt sich darauf, dass man erst mal feststellt, ob ein gültiger Logikpegel an dem jeweiligen Pin anliegt. Bei Eingängen wird s dann schwierig, wenn man das Ausgangsverhalten nicht kennt, aber das führt hier zu weit Das ist dann besonders schwierig, wenn ein Pin des einen MACH in den Pin des anderen MACH führt. Da ist dann Glaskugel angesagt. Aber saubere high und low Werte sind ja auch schon mal nicht schlecht. Und wer dem Bit nicht ehrt ist des long-words nicht wert


Wenn man die Karte mit allen Bauteilen in Betrieb nimmt kann man an den Adress- und Datenleitungen und Chip Select Eingängen messen, ob das System auf die Kickstartroms zugreift. Wenn er das tut, dann dürfte ein großer Teil der Buslogik intakt sein und man darf weiter hoffen, dass es sich evtl. nur um einen kleinen Defekt handelt.


Tja, und dann war da noch die Idee, ein Eprom oder Flash zu programmieren was definierte Zustände auf den Leitungen produziert umso schrittweise in einer halbwegs noch laufenden Karte oder einem konkret nach Fehler zu suchen. Aber da müssen andere ran. Das kann ich derzeit nicht bewerkstelligen. So was gibt es zwar schon in Form von Diagnose ROMs, leider setzen diese ROMs schon ein weitestgehend laufendes System voraus oder sind unzureichend dokumentiert.


Also, wie Ihr seht, alles ganz einfach. Dann mal los…………..

__ Gruß botfixer

amigawiki.de

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Zuletzt geändert: 2015/03/14 07:47