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Composite Video [ˈkɑːmpəzɪt ˈvɪdioʊ], umgangssprachlich meist kurz Composite oder Komposit genannt, ist das Format des analogen, unmodulierten TV-Bildsignals im Basisband (BAS oder FBAS), bevor es mit dem auf die Tonträgerfrequenz frequenzmodulierten Tonsignal kombiniert und dann auf eine Hochfrequenz- (RF-) Trägerfrequenz (Rundfunk- bzw. Kabelfernsehfrequenz bzw. Kanal) moduliert wird. Es liegt meistens in einem Standardformat wie NTSC, PAL oder SECAM vor. Composite Video ergibt durch Mischen (Amplitudenmodulation eines passenden RF-Trägers) einen Fernsehkanal; dieser kann dann per Funk oder Kabel(fernsehen) übertragen oder auch direkt in die Antennenbuchse eines Fernsehers eingespeist werden. Die meisten Heim-Videogeräte erzeugen ein Signal im Composite-Format. Videorecorder und DVD-Geräte arbeiten nach diesem Prinzip, und der Benutzer wählt aus, ob er das Rohsignal verwenden will, oder ob es mit einem RF-Träger gemischt werden soll, um auf einem TV-Kanal zu erscheinen.
Für die Anwendung in Privathaushalten konnte die Übertragung von Composite Video zunächst nur indirekt über den so genannten Antennenstecker, auch Belling-Lee-Stecker, erfolgen. Hierüber wird standardmäßig ein RF-moduliertes (also hochfrequentes) Composite-Video-Signal bei sehr geringer Spannung von 1 bis 10 Millivolt übertragen. Die geringe Spannung ist nötig, da hochfrequente Signale eine hohe Abstrahlungsneigung haben – das Gerät, welches das Signal erzeugt, würde sonst wie ein Fernsehsender wirken und in der Umgebung andere, beispielsweise über die Antenne empfangene Kanäle stören. Die Modulation und Demodulation, die für Störungen sehr anfällige geringe Spannung, verbunden mit der Amplitudenmodulation, die hohe Frequenz und die aus heutiger Sicht nicht optimale Bauform der Stecker beschränken die auf diesem Weg erzielbare Bildqualität.
1978 wurde dann SCART von Frankreich ausgehend in Europa und von Europa beeinflussten Märkten eingeführt. Über SCART wird direkt ein unmoduliertes Composite Video, oft zusammen mit RGB oder S-Video, übertragen, das Zielgerät kann dann je nach seinen Fähigkeiten das Signal auswählen, mit dem es zurechtkommt. Dabei wird auch ein wesentlich höherer Pegel verwendet als bei der oben beschriebenen indirekten Methode, nämlich 1 Volt. Mit dem unmodulierten Composite-Video-Signal lässt sich bereits ein deutlich besseres Bild erzielen als über eine Antennenbuchse, wobei sich zugleich der Schaltungsaufwand und die Anforderungen an die Kabel- und Steckerqualität deutlich verringern.
Im Umfeld von Produktionsunternehmen, Rundfunk- und Fernsehanstalten kommen heute zum überwiegenden Teil BNC-Verbindungen mit 75 Ω Wellenimpedanz für Composite Video zum Einsatz. Gründe dafür sind die höherwertige mechanische Ausführung, bessere EMV-Schirmung und der Verriegelungsmechanismus von BNC gegenüber Cinch sowie die generellen Systemnachteile von Cinch.
In den USA wird bereits seit längerem ein unmoduliertes Composite Videosignal typischerweise über einen gelben Cinch-Stecker übertragen, meist kombiniert mit einem weißen (bzw. schwarzen) und einem roten Cinch-Stecker für linkes und rechtes Stereo-Tonsignal. Seit den achtziger und neunziger Jahren wird Cinch auch in Europa für viele an den Fernseher anzuschließende Peripheriegeräte (Camcorder, Spielekonsolen, Ein- und Ausgänge von digitalen TV-Karten, Videorekordereingänge) bis auf Videorekorderausgänge zum Fernseher verwendet. In Europa ist der SCART-Anschluss wesentlich weiter verbreitet als in den USA, auch wenn viele neuere Geräte beide Anschlussvarianten bieten.
Etliche Geräte, die sich mit dem Fernseher verbinden lassen, beispielsweise viele Spielkonsolen und fast alle Videorekorder, geben zunächst ein Composite-Signal mit einem Pegel von 1Vss aus. Wenn der Fernseher keinen Basisband-Eingang anbietet, sondern nur die klassische Antennenbuchse, muss dieses Signal zusammen mit dem Tonsignal mittels eines RF-Modulators, der den passenden Träger erzeugt, auf Radiofrequenz (RF) umgesetzt werden – in den USA meist auf Kanal 3 oder 4, in Deutschland meist auf Kanal 36. Der RF-Modulator wird bei Konsolen gern außerhalb des Gerätes gelassen, um HF-Störungen der internen Elektronik zu vermeiden und um Kosten zu sparen, da Anwender mit SCART- oder Videobuchsen am Fernsehgerät ihn nicht benötigen. Videorecorder und ähnliche Geräte müssen bereits RF-Signale in ihrem Tuner umsetzen, weshalb die Modulatoren dort fast immer intern vorhanden sind. Auch die meisten Heimcomputer der 1980er Jahre enthielten einen internen Modulator, weil damals nur wenige Fernseher SCART- oder Videobuchsen anboten und daher fast alle Nutzer einen Modulator benötigten.
Der Vorgang des Mischens von Original-Videosignal und RF-Träger und auf der anderen Seite die Demodulation verursacht Qualitätsverluste. Das Signal ist verrauscht, da andere Radio- und TV-Kanäle mehr oder minder stören. Die Umsetzung fügt daher dem Signal Rauschen oder Interferenzen zu. Aus diesen Gründen ist es für die Bild- und Tonqualität besser, nach Möglichkeit Composite-Verbindungen (über Cinch- oder SCART-Buchsen) statt RF-Verbindungen (über Antennenbuchse) zu benutzen. Die meisten aktuellen Video- und Fernsehgeräte haben Composite-Anschlüsse, sodass keine RF-Modulation nötig ist.
Genau wie das Modulieren und wieder Demodulieren die Qualität verschlechtert, verursacht auch das Kombinieren der Farb- und Helligkeitssignale Y, U und V zu Composite (NTSC-, PAL- oder SECAM-Verfahren) ein verstärktes Rauschen und eine reduzierte Bildauflösung. Durch hochwertige (und teure) Kammfilter kann dieser Signalverlust zwar minimiert werden, in den meisten Heimelektronik-Geräten fehlen jedoch solche hochwertigen Bauelemente. Das hat zu einer Bevorzugung von Geräten mit S-Video, RGB-SCART und Component Video geführt, bei denen die Signale der einzelnen Komponenten in je eigenen Leitungen fließen.